Das Zusammenspiel von sektoraler Trennung und ökonomischen Fehlanreizen führt in Deutschland zu vergleichsweise hohen Zahlen von Krankenhauseinweisungen und operativen Eingriffen. Das seit Jahren etablierte Netzwerk Gesundes Kinzigtal GmbH will hier durch das Projekt „Gemeinsam für mehr Gesundheit (G4G)“ ein Gegengewicht setzen: Ein Regionalbudget für Krankenhausleistungen und die verbesserte Zusammenarbeit von niedergelassenen Medizinern in der Region soll den ökonomischen Fehlanreizen auf Seite der Krankenhäuser - und damit steigenden Fallzahlen - entgegenwirken.
Die GWQ unterstützt das beim Innovationsfonds im Zuge der 4. Förderbekanntmachung eingereichte Projekt als Konsortialpartner. Überzeugt hat die GWQ nicht zuletzt, dass das Regionalbudget mehr ist als eine Kompensation für vermeidbare Krankenhausleistungen: Die Kliniken werden im Rahmen von G4G selbst aktiv an der Vermeidung medizinisch nicht notwendiger Krankenhausleistungen mitarbeiten.
G4G ist angelegt als Modell der aktivierenden Bonifizierung von Krankenhäusern. Eine stationäre Einweisung bzw. Wiederaufnahme soll nicht aufgrund des wirtschaftlichen Interesses der Klinik gefällt werden, sondern unter dem Gesichtspunkt einer fallgerecht optimalen Versorgung. Dazu werden einerseits eine Verbesserung der Behandlungsplanung zwischen Krankenhaus und ambulanter Versorgung angestrebt, andererseits wird im Rahmen von G4G auch das Leistungsspektrum erweitert. Im Rahmen des Projekts wird so ein Standardset an versorgungsbezogenen Interventionen entwickelt und eingesetzt, zu dem z. B. die intensive ambulante Betreuung bei Multimorbidität, systematisches Case-Management und auch ein Delir-Management gehört.
Gesteuert wird G4G von der Gesundes Kinzigtal GmbH als Konsortialführer, welches unabhängig von der Region Kinzigtal an den neun Standorten des Ortenau-Klinikums umgesetzt wird. Neben der GWQ treten auch die AOK Baden-Württemberg, die DAK-Gesundheit und die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) als Konsortialpartner auf. Den innovativen Ansatz evaluiert das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen zusammen mit der Universität Duisburg und der Ludwig-Maximilians-Universität München. Für das Projekt wird seitens des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss im Herbst dieses Jahres eine Entscheidung erwartet.