02/2021 | Daten für bessere Migräne-Therapien: Wie Big-Data den Versorgungsalltag optimiert


Einer der Vorzüge der Digitalisierung ist die Verfügbarkeit von Daten für effektivere und effizientere Managemententscheidungen. Je spezifischer dabei die Datenbasis, desto besser können relevante Fragestellungen beantwortet und Lösungen gefunden werden. Der anonymisierte Datenpool, der seit Oktober 2020 von der GWQ genutzt wird, stellt in diesem Zusammenhang ein hoch spezifisches Tool dar. Mit den anonymisierten Daten von derzeit 4,2 Millionen Versicherten lassen sich wichtige Erkenntnisse zur Steigerung von Qualität und Effizienz der Leistungen ermitteln. Die Daten stehen dabei für GWQ-eigene Analysen sowie für Analysen von Fragestellungen beteiligter Krankenkassen und Untersuchungen in Kooperation mit wissenschaftlichen Instituten, wie z. B. dem Institut für Pharmakoökonomie und Arzneimittellogistik e.V. (IPAM) zur Verfügung.

Beispiel: Verbesserung der Migräne-Prophylaxe
Eine der ersten GWQ-eigenen Analysen war die Untersuchung des Einsatzes von Migräneantikörpern im Rahmen der Migräne-Prophylaxe. Seit Herbst 2018 gibt es drei zugelassene Alternativen. In der Nutzenbewertung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) konnten die neuen Therapien nur bei etwa 1 Prozent der Patientenpopulation einen Zusatznutzen zeigen, wohlgemerkt nach Versagen aller existierender Alternativen. Die Leitlinie der deutschen Schmerzgesellschaft empfiehlt dementsprechend einen Einsatz erst nach Versagen von mindestens vier verschiedenen Vortherapien. Die Jahrestherapiekosten mit Migräneantikörpern sind mit ca. 4.500 Euro gegenüber den Kosten für die bisherigen Alternativen in Höhe von 100 Euro zudem relativ hoch. Eine Ausnahme bildet hier Botulinum toxin.

Erkenntnis: Hohe Abweichungen von der empfohlenen Therapieleitlinie
Die GWQ hat nun untersucht, in welcher Therapielinie die Ärzt:innen die Migräneantikörper eingesetzt haben. Das Ergebnis: 10,3 Prozent der Patient:innen erhalten die Antikörper als „first line“-Therapie. Demnach erfolgt hier eine Versorgung der Patient:innen diametral entgegengesetzt zur empfohlenen Leitlinie! Lediglich eine:r von drei Patient:innen (33 Prozent) erhält vier oder mehr Vortherapien.

Konsequenz: Gegensteuerung über Rx-Management
Aufgrund der Erkenntnisse, die durch die Analyse der anonymisierten Daten gewonnen werden konnten, ist es nun möglich, die Versorgung entsprechend der Leitlinien zu optimieren. Konkret erfolgt dies, indem Ärzt:innen, die Migräneantikörper bereits als „first line“ oder „second line“ einsetzen, im Rahmen des Rx-Managements detektiert und angeschrieben werden.

Haben auch Sie eine Fragestellung? Wir prüfen inwieweit der anonymisierte Datenpool bei der Beantwortung helfen kann. Sprechen Sie uns einfach an.


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